1. Ökonomische Modelle

Info

Ökonomische Modelle sind vereinfachte Abbildungen der Wirklichkeit.

Dabei werden komplizierte wirtschaftliche Zusammenhänge auf möglichst einfache Art und Weise dargestellt, um ökonomisch interessante Fragestellungen beantworten zu können.

1.1 Homo oeconomicus

Info

Ein Modellmensch, der ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten denkt und handelt.

Sein Ziel: Seinen Nutzen zu maximieren.

Video: Was ist der Homo Oeconomicus, Kanal: EinfachSchule

Merkmale

  1. Vollständige Marktinformation (= vollständige Markttransparenz)
  2. Rationales Handeln
  3. Nutzenmaximierung
  4. Festgelegte Präferenzen

Modellvorstellung der Wirtschaftstheorie eines idealen, ausschließlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten denkenden und handelnden Menschen.

Der Homo oeconomicus kennt nur ökonomische Ziele
und ist besonders durch Eigenschaften wie rationales Verhalten,
das Streben nach größtmöglichem Nutzen (Nutzenmaximierung),
die vollständige Kenntnis seiner wirtschaftlichen Entscheidungsmöglichkeiten und
deren Folgen
sowie die vollkommene Information über alle Märkte und Eigenschaften sämtlicher Güter (vollständige Markttransparenz)
charakterisiert.

Das Ideal des Homo oeconomicus dient dazu, elementare wirtschaftliche Zusammenhänge in der Theorie durchsichtig und ohne praktische Unzulänglichkeiten beschreiben zu können.

Quelle: Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.

Problem

Menschen handeln in der Realität nicht wie der Homo oeconomicus

Beispiele:

  • Kinobesuche sind am Wochenende besser besucht als unter der Woche, obwohl diese dann meistens günstiger sind.
  • Ein Mitarbeiter bleibt bei seinem Unternehmen, obwohl ein anderes einen wesentlich höheren Lohn bezahlt
  • Freiwillige Arbeit in Vereinen, Ehrenamt

Aufgaben

  1. Nenne zwei Merkmale des Homo oeconomicus.

  2. Erkläre in eigenen Worten, was mit „vollständiger Markttransparenz“ im Modell des Homo oeconomicus gemeint ist.

  3. Begründe, warum das Beispiel „Ein Mitarbeiter bleibt bei seinem Unternehmen, obwohl ein anderes einen höheren Lohn bietet“ im Widerspruch zum Modell des Homo oeconomicus steht.

  4. Welche der folgenden Aussagen beschreibt den Homo oeconomicus korrekt?

A) Er berücksichtigt auch emotionale und soziale Faktoren bei Entscheidungen
B) Er handelt stets rational und strebt den größtmöglichen Nutzen an
C) Er besitzt vollständige Informationen über den Markt
D) Er entscheidet sich oft spontan und aus dem Bauch heraus
E) Er wägt ökonomische und moralische Ziele gleichwertig ab


1.2 Das ökonomische Prinzip

Info

Das ökonomische Prinzip besteht aus dem Minimalprinzip und Maximalprinzip.

Beide Grundprinzipien sollten stets getrennt von einander angewendet werden. Dies bedeutet, dass man sich entweder für die Anwendung des einen oder des anderen entscheidet und danach plant und handelt.

1.2.1 Minimalprinzip

Das Minimalprinzip geht davon aus, dass ein zuvor festgelegter Erfolg zu minimalen Kosten erreicht werden soll. Dieses Prinzip wird meist von Unternehmen genutzt. Die geplanten Kosten und Umsätze werden dann später mit den Istkosten oder tatsächlichen Umsätzen verglichen und die Ziele neu definiert.

Beispiel:

  • Ein Unternehmen setzt sich das Ziel einen Umsatz in Höhe von 500.000 € zu erwirtschaften. Die Aufwendungen, um das Ziel zu erreichen sollen jedoch so gering wie möglich sein.
  • Autos werden gebaut, die möglichst wenig Benzin zum Erreichen des Zieles verbrauchen. Wird der Zielort mit einem möglichst geringen Verbrauch an Benzin erreicht, dann handelt es sich dabei um das Minimalprinzip.

1.2.2 Maximalprinzip

Das Maximalprinzip geht davon aus, dass die zuvor festgelegten Kosten einen maximalen Erfolg gewährleisten sollen. Nach diesem Prinzip handeln meist die privaten und öffentlichen Haushalte. Hierbei spielt das Budgetdenken eine große Rolle.

Beispiel:

  • Eine Behörde hat ein Budget von 300.000,00 € und versucht damit so viel Leistung als möglich zu bekommen.
  • Eine möglichst weite Strecke mit einer Tankfüllung von 50 Litern zurückzulegen.

Aufgabe

Die folgenden Personen handeln wirtschaftlich. Welchem Prinzip folgen sie dabei? Bitte begründe deine Auswahl.

  1. Klaus möchte Fußballprofi werden und trainiert jeden Nachmittag. Zum Lernen für die Schule hat er deshalb täglich nur eine Stunde Zeit. Er hofft trotzdem auf gute Noten.

  2. Die Zahnpasta soll möglichst lange halten. Deshalb quetscht Peter die Tube immer bis zum Gehtnichtmehr aus.

  3. Familie Wegener will ihren Jahresurlaub unbedingt auf den Kanarischen Inseln verbringen. Jetzt sucht sie im Internet nach dem günstigsten Angebot.

  4. Lisa möchte auf alle Fälle die Versetzung schaffen. Ihr Klassenlehrer sagt, sie würde dafür aber nur das Allernötigste tun.

Zusatzaufgabe

FallPrinzip
Ein Industrieunternehmen verfügt über einen Fuhrpark von 30 Lkw. Die Ladeflächen der Lkw sollen bei jeder Fahrt möglichst gut genutzt werden
Der Leiter des Rechungswesens soll für einen Kredit von 100.000,00 Euro einen möglichst günstigen Zinssatz mit der Bank aushandeln
Der Zuschneider Räuchle soll aus 100qm Stoff möglichst viele Anzüge herausschneiden
Aus einem Blech sollen möglichst viele Löffel gestanzt werden.
Bei der Entscheidung über das auszuwählende Papier für den Druck einer Broschüre soll der niedrigste Preis verwendet werden
Einem Weingärtner stehen 20 Ar Weinberg zur Verfügung, er möchte sich für die Sorte entscheiden, die bei vorgegebenen Pflanzenabständen, die ertragreichste ist

1.3 Der Wirtschaftskreislauf

1.3.1 Einfacher Wirtschaftskreislauf

Der Wirtschaftskreislauf

Modell zur Darstellung der volkswirtschaftlichen Tauschvorgänge in der Form eines Kreislaufschemas. Ausgangspunkt bei der Kreislaufdarstellung ist der Umstand, dass es in der Volkswirtschaft zwei Wertkreisläufe gibt, den Geldkreislauf und den Güterkreislauf.

Geldkreislauf und Güterkreislauf verlaufen in der Volkswirtschaft meistens entgegengesetzt, da Güter mit Geld bezahlt werden.

Beim einfachen Wirtschaftskreislauf wird von der Modellvorstellung ausgegangen, dass die Austauschbeziehungen lediglich zwischen zwei Teilnehmern am Wirtschaftsleben (Wirtschaftssubjekten), den Unternehmen und den privaten Haushalten, stattfinden. Diese beiden Gruppen sind zu sogenannten Sektoren zusammengefasst.

Quelle: Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.

1.3.2 Der erweiterte Wirtschaftskreislauf

Der erweiterte Wirtschaftskreislauf

Im erweiterten Wirtschaftskreislauf wird davon ausgegangen, dass die privaten Haushalte einen Teil ihres Einkommens nicht für Konsumzwecke ausgeben, sondern Ersparnisse bilden und nicht alle produzierten Güter verbraucht, sondern teilweise für Investitionszwecke genutzt werden.

Das Bankensystem sorgt dabei für die Sammlung der Ersparnisse der privaten Haushalte und deren Weitergabe zur Finanzierung von Investitionen an die Unternehmen. Die mit den volkswirtschaftlichen Ersparnissen finanzierten Investitionen sorgen für eine stetige Verbesserung und Erneuerung der Maschinen und Anlagen in den Unternehmen.

Durch die Einbeziehung des Staates (Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung) wird der Wirtschaftskreislauf nochmals erweitert. Der staatliche Sektor produziert öffentliche Güter und leistet Transferzahlungen (z. B. Sozialleistungen, Subventionen), dafür fließen ihm Mittel zu (z. B. Steuern und Gebühren), die von Unternehmen und privaten Haushalten aufgebracht werden.

Quelle: Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag. 6. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2016. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2016.

Aufgaben

  1. Nenne die beiden Wirtschaftssubjekte, die im einfachen Wirtschaftskreislauf berücksichtigt werden.

  2. Erkläre kurz, warum man beim Wirtschaftskreislauf von einem „Kreislauf“ spricht.


  3. Welche zusätzlichen Akteure kommen im erweiterten Wirtschaftskreislauf dazu, und welche Funktionen übernehmen sie?


  4. Welche Aussagen zum erweiterten Wirtschaftskreislauf treffen zu?


A) Private Haushalte sparen einen Teil ihres Einkommens, das direkt an die Unternehmen geht.
B) Banken vermitteln zwischen Sparern und Investoren.
C) Der Staat zahlt ausschließlich an Unternehmen.
D) Der erweiterte Wirtschaftskreislauf berücksichtigt nur Unternehmen und Banken.
E) Öffentliche Güter und Sozialleistungen gehören zur Rolle des Staates im erweiterten Kreislauf.


1.4 Produktionsfaktoren

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In den Wirtschaftswissenschaften, der VWL und der BWL bezeichnen die Produktionsfaktoren sämtliche an der Produktion von Gütern bzw. an dem Anbieten von Dienstleistungen beteiligte Mittel.

1.4.1 Produktionsfaktoren Volkswirtschaftslehre (VWL)

Produktionsfaktoren VWL

Diese werden in der Regel in drei große Kategorien eingeteilt: Arbeit, Kapital und Boden.

Video: Produktionsfaktoren in der VWL - Arbeit, Boden, Kapital; Quelle: wirtconomy

Produktionsfaktor Boden Die Bedeutung des Produktionsfaktors Boden entsprang ursprünglich der fundamentalen Bedeutung der Landwirtschaft und bezeichnet entsprechend vor allem Ackerboden.

Inzwischen hat sich diese Bedeutung im Zuge der Ausbeutung von Bodenschätzen sowie der Verknappung von Wasser und Luft gewandelt.

Heute wird von dem Faktor Boden auch als Natur oder Umwelt gesprochen. Dazu gehörten neben dem Boden als bloßen Ort der Produktion auch Rohstoffe und zum Beispiel Energiequellen.

Produktionsfaktor Arbeit Der Produktionsfaktor Arbeit beruht auf der Notwendigkeit der Bearbeitung von natürlichen Gütern zu Gebrauchsgütern, um die Bedürfnisse der Menschen befriedigen zu können.

Gleichzeitig sind Menschen bestrebt ein Einkommen zu erzielen, sodass diese beiden Punkte den Faktor Arbeit bedingen. Dieser hat einen quantitativen und einen qualitativen Aspekt: • Der quantitative Aspekt meint die Anzahl der Arbeitskräfte • und der qualitative Aspekt meint die Ausbildung und das Wissen der Arbeitskräfte.

Hinweis: der Faktor Wissen wird in modernen Ansätzen häufig als ein grundlegender Produktionsfaktor betrachtet.

Produktionsfaktor Kapital Der Produktionsfaktor Kapital teilt sich in Sachkapital und in Geldkapital.

Das Sachkapital meint die Produktionsmittel im engeren Sinne wie zum Beispiel Maschinen, Gebäude, Werkzeuge, technische Anlagen oder allgemein die Ausstattung eines Betriebes.

Das Geldkapital bezeichnet die finanziellen Mittel, mit denen die benötigten Mittel zur Produktion bezahlt werden.

1.4.2 Produktionsfaktoren Betriebswirtschaftslehre (BWL)

Produktionsfaktoren BWL

Die Betriebswirtschaftslehre fokussiert sich auf die Beschreibung der wirtschaftlichen Zusammenhänge hinsichtlich des Betriebes. Dementsprechend spielen die Aspekte der betrieblichen Produktionsfaktoren eine Rolle, wie sie für Unternehmen maßgeblich sind: Arbeit, Betriebsmittel, Werkstoffe.

Video: Produktionsfaktoren BWL; Quelle: Bensch erklärt’s - Wirtschaft einfach verstehen

Produktionsfaktor menschliche Arbeitskraft Zur Leistungserstellung bedarf es geistiger und körperlicher Anstrengung von Menschen.

Ausführende Arbeiten: Jedes Unternehmen benötigt Mitarbeiter, die Maschinen bedienen, Fahrzeuge führen oder andere Arbeiten ausführen.

Dispositive/leitende Arbeiten: Daneben bedarf es Mitarbeiter, die planen, entscheiden, anordnen, organisieren und kontrollieren.

Produktionsfaktor Betriebsmittel Gegenstände, mit deren Hilfe die Leistung erstellt wird.

Materielle Betriebsmittel: • Gebäude • Grundstücke • Maschinen • Werkzeuge,…

Immaterielle Betriebsmittel/Rechte: • Lizenzen • Markenzeichen • Miet- und Pachtverträge,…

Produktionsfaktor Werkstoffe Materialien: • Rohstoffe (Metall, Holz,…) • Vorprodukte (fertige Schlösser,…) • Hilfsstoffe (Schrauben, Lacke,…) • Betriebsstoffe (Schmierstoffe, Kühlmittel,…)

Handelswaren: Waren die unverändert weiterverkauft werden

Merke

Je nach Betriebsart (Industrieunternehmen, Dienstleistungsunternehmen, Handelsunternehmen) werden die verschiedenen Produktions-/Leistungsfaktoren miteinander kombiniert um eine Leistung zu erbringen, z.B. Produkte verkaufen, Dienstleistungen erbringen, Waren verkaufen.

Aufgaben

  1. Nenne die drei klassischen Produktionsfaktoren in der Volkswirtschaftslehre.

  2. Welche beiden Arten von Arbeit werden in der BWL beim Produktionsfaktor „menschliche Arbeitskraft“ unterschieden?

  3. Erkläre den Unterschied zwischen Rohstoffen und Hilfsstoffen anhand eines Beispiels aus einem Möbelbetrieb.

  4. Ein Unternehmen produziert Solarzellen. Ordne den folgenden Begriffen jeweils den passenden Produktionsfaktor (aus Sicht der VWL) zu und begründe deine Zuordnung:
    a) Siliziumplatten
    b) Produktionshalle
    c) Maschinenführer

  5. Welche der folgenden Aussagen über Produktionsfaktoren ist korrekt?
    A) Der Betriebsmittel-Faktor in der BWL umfasst auch Lizenzen.
    B) Geldkapital ist Teil des Faktors Arbeit.
    C) In der VWL ist Wissen ein klassischer Produktionsfaktor.
    D) Hilfsstoffe sind das Hauptmaterial eines Produkts.
    E) Dispositive Arbeit bedeutet, dass jemand plant und organisiert.

1.4.3 Faktorkombination = Kombination von Produktionsfaktoren

Die Kombination von Produktionsfaktoren beschreibt das notwendige Zusammenführen von den entsprechenden Produktionsfaktoren zur Fertigung eines Produkts oder der Bereitstellung einer Dienstleistung.

Beispiel: So wird der Faktor Arbeit mit dem Faktor Boden und dem Faktor Kapital kombiniert, wenn ein Arbeiter mit der Maschine des Betriebes (Sachkapital) aus Rohmaterial ein Produkt fertigt.

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Nicht ganz erst gemeinte Eselsbrücke 1: Faktorkombination = Kombination von Spaghetti und Tomatensoße = leckeres Mittagessen

1.4.4 Faktorsubstitution = Ersetzen von Produktionsfaktoren

Die Substitution von Produktionsfaktoren meint das Ersetzen eines Produktionsfaktors durch einen anderen.

Das geschieht in der Regel durch äußere Veränderungen, durch die ein Produktionsfaktor ineffektiver oder kostenintensiver wird, sodass dieser, sofern möglich, durch einen anderen Produktionsfaktor substituiert (ersetzt) wird.

Beispiele:

  • Das Ersetzen des Faktors Arbeit, insbesondere bei steigenden Lohnkosten, durch den Faktor Kapital (Sachkapital: Maschinen).

  • Das Ersetzen eines Rohstoffes durch einen anderen.

  • Vergleich von handwerklichen und industriellen Produktionsverfahren: Ein Tisch kann arbeitsintensiv in einer kleinen Schreinerwerkstatt oder kapitalintensiv in einer Möbelfabrik hergestellt werden.

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Nicht ganz erst gemeinte Eselsbrücke 2: Faktorsubstitution = Kombination von Spaghetti und Tomatensoße = leckeres Mittagessen ABER es ist keine Tomatensoße mehr übrig Tomatensoße wird mit Ketchup (oder anderen Alternativen) ersetzt.

Ökonomische und soziale Folgen Bei der Faktorsubstitution wird die Kombination der Produktionsfaktoren gewählt, die dem Unternehmen die geringsten Kosten verursacht (= Minimalkostenkombination).

Da die Preise für die Betriebe Kosten darstellen, führt diese Entscheidung dazu, dass vor allem die Produktionsfaktoren, die weniger knapp und daher billig sind, zum Einsatz kommen. Die besonders knappen und daher teuren Produktionsfaktoren werden dagegen geschont.

Ändern sich die Preise der Produktionsfaktoren, so verändert sich auch die Minimalkostenkombination. Teurer gewordene Produktionsfaktoren werden möglichst durch billigere ersetzt. Dadurch kann dann kostengünstiger produziert werden (= positive ökonomische Folgen).

Diese Maßnahme zur Kostensenkung wird als Rationalisierung bezeichnet. Dieses Vorgehen kann aber negative soziale Folgen haben: Arbeitnehmer werden u.U. arbeitslos, wenn die Löhne im Verhältnis zu den Kapitalkosten dauerhaft gestiegen sind.

Die sozialen Kosten werden nicht von demjenigen getragen, der sie verursacht hat, sondern von der Allgemeinheit.

Beispiele:

  • Arbeitslosengeld/-unterstützung
  • Gesundheitliche Schäden durch Lärm in Produktionshallen
  • Umweltschäden durch giftige Abgase oder Abwässer

Aufgaben

  1. Erkläre kurz, was mit „Faktorkombination“ gemeint ist.

  2. Gib ein Beispiel für Faktorsubstitution im Alltag und benenne die ersetzten Produktionsfaktoren.

  3. Ein Unternehmen ersetzt teure Handarbeit durch eine neue Maschine.
    Erkläre, welche ökonomischen und sozialen Folgen das haben kann.

  4. Ordne die folgenden Aussagen den richtigen Begriffen zu: „Faktorkombination“ oder „Faktorsubstitution“:

  • Eine Bäckerei stellt auf eine Teigknetmaschine um.

  • In einem Café arbeiten Barista, eine Spülmaschine und die Betriebsräume zusammen.

  • Eine Firma ersetzt Aluminium durch einen günstigeren Kunststoff.

  • Ein Fahrrad wird in Handarbeit mit Werkzeugen gefertigt.

Aufgaben

Aufgabe 1

Diskutiert welche volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren (Arbeit, Boden, Kapital) den größten Einfluss haben…
a) in Deutschland?
b) in einem Entwicklungsland?

Aufgabe 2

Welche betriebswirtschaflichen Produktionsfaktoren müssen bei einem
a) Industrieunternehmen
b) Handelsunternehmen
c) Dienstleistungsunternehmen
kombiniert werden, damit diese Unternehmen eine Leistung erbringen kann?


2. Volkswirtschaftliche Grundlagen

2.1 Bruttoinlandsprodukt (BIP)

2.1.1 Definition

BIP

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist der in Marktpreisen ausgedrückte Wert aller Güter und Dienstleistungen, die in einem Jahr innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft erzeugt worden ist.

Video: Bruttoinlandsprodukt BIP - Definition, Beispiele, Marktwert - Bruttoinlandsprodukt einfach erklärt; Quelle: EinfachSchule

Der Unterschied zwischen nominalem und realem BIP

Man unterscheidet das nominale und das reale Bruttoinlandsprodukt: nominal = betragsmäßig, real = tatsächlich

  • Das nominale BIP wird zu derzeitigen Marktpreisen ermittelt.
  • Das reale BIP berücksichtigt die Inflationsrate und informiert deshalb über das tatsächliche Wachstum einer Volkswirtschaft.

Merke

nominales BIP abzüglich Preissteigerungen = reales BIP

Wichtig: Erst das reale BIP ermöglicht eine klare Aussage über die Wirtschaftsleistung eines Landes und deren Veränderungen.

In der BRD hat es fast jedes Jahr einen nominalen Anstieg des BIPs gegeben. Real betrachtet war diese Zunahme jedoch wesentlich geringer. Teilweise ist das reale BIP im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgegangen.

2.1.2 BIP als Wohlstandsindikator

Info

Der Lebensstandard einer Bevölkerung wird meist an der Höhe des BIP gemessen. Allerdings ist dies sehr umstritten. So bringt eine Zunahme des realen Bruttoinlandsproduktes nicht automatisch einen höheren Lebensstanddard mit sich.
Nur wenn das reale BIP pro Kopf der Bevölkerung steigt, führt dies auch zu einem wachsenden Wohlstand. Denn nur dann stehen jedem Einwohner mehr Güter und Dienstleistungen zur Verfügung.
Wächst dagegen die Bevölkerung schneller als das BIP, so hat das eine Verschlechterung des Lebensstandards zur Folge, ein Problem, das sich bei vielen Entwicklungsländern beobachten lässt.

Schwächen in der Aussagekraft des BIPs

  • Sehr viele Leistungen sind nicht enthalten, z.B. die unbezahlte Arbeit der Hausfrauen, Heimarbeiter, Hobbygärtner oder die ehrenamtliche Vereinstätigkeit. Der Wert dieser Leistungen beträgt mehr als 1000 Milliarden Euro.
  • Auch Schwarzarbeit wird nicht genau erfasst, allein sie wird im Jahr 2022 auf rd. 326 Milliarden Euro geschätzt (ca. 8,7% des BIP).
  • Das BIP enthält auch Leistungen, die den Lebensstandard vermindern. Enorme Beträge werden für die Beseitigung von Schäden verwendet (Umweltschäden, Unfallschäden, etc.). So beschäftigt z.B. ein Verkehrsunfall Ärzte, Krankenhäuser, Versicherungen, Werkstätten, Autohersteller usw. Dadurch wird das BIP erhöht, aber der Wohlstand vermindert.
  • Der Staat kann einen großen Teil des BIP verbrauchen, z.B. für die Verwaltung oder die Rüstung.
  • Über die ungleiche Verteilung des Wohlstands gibt das BIP ebenfalls keine Auskunft.

Aufgaben

  1. Erläutert, was man unter dem BIP versteht.
  2. Unterscheidet zwischen nominalem und realem BIP.
  3. Gibt das reale BIP alleine eine verlässliche Auskunft darüber, ob der Lebensstandard einer Bevölkerung gestiegen ist? Begründe!
  4. Ein Arbeiter fährt mit dem Auto 30 Kilometer zur Arbeit. Wie wirkt es sich aus, für ihn und das BIP, wenn er in drei Minuten zu Fuß zur Arbeit könnte?
  5. Welche Aussage über ein Land ist möglich, wenn das nominale BIP steigt aber das reale BIP stagniert?
  6. Welchen Zusammenhang seht ihr zwischen dem Wachstum des BIPs auf der einen Seite und einer lebenswerten Umwelt auf der anderen Seite?

2.2 Konjunkturzyklus

Die wirtschaftliche Lage eines Landes verändert sich laufend. Es gibt Zeiten, in denen Produktion, Nachfrage und Beschäftigung ansteigen, und Zeiten, in denen sie zurückgehen. Diese ständige Veränderung der Wirtschaftslage bezeichnet man als Konjunktur. Untersuchungen haben ergeben, das sich bestimmte Phasen des Wirtschaftsablaufs andauernd wiederholen, d.h. es gibt einen typischen Konjunkturverlauf. Dieser erfolgt wellenförmig und wiederholt sich in der Regel alle 4 bis 11 Jahre.

Video: Konjunktur - Grundbegriffe der Wirtschaft; Quelle: Wirtschaft - simpleclub

2.2.1 Konjunkturphasen

Bildquelle

Der Konjunkturverlauf wird oft in vier Phasen unterteilt:

1. Aufschwung (Expansion):

  • In dieser Phase erholt sich die Wirtschaft von einer Rezession oder einer langsamen Wachstumsperiode.

  • Die Wirtschaftsaktivität nimmt zu, es gibt mehr Beschäftigungsmöglichkeiten, steigende Unternehmensgewinne und Investitionen.

  • Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen steigt, was zu einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) führt das BIP wächst stabil.

2. Hochkonjunktur (Boom):

  • Während dieser Phase erreicht die Wirtschaft ihren Höhepunkt.
  • Es gibt eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften, steigende Löhne und Preise, und die Produktion erreicht ihr Maximum.
  • Die Inflation kann in dieser Phase ein Problem sein, da die Nachfrage das Angebot übersteigt.

3. Abschwung (Rezession):

  • In dieser Phase beginnt die Wirtschaft zu schrumpfen.
  • Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen geht zurück, was zu einem Rückgang des BIP, steigender Arbeitslosigkeit und sinkenden Unternehmensgewinnen führt.
  • Die Zentralbanken und Regierungen können in dieser Phase Maßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft zu stabilisieren.

4. Tiefpunkt (Depression):

  • Dies ist die Phase mit der geringsten wirtschaftlichen Aktivität.
  • Es gibt eine hohe Arbeitslosigkeit, niedrige Unternehmensgewinne und eine starke Zurückhaltung bei Investitionen.
  • Die Regierung kann in dieser Phase Maßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft zu stimulieren und die Depression zu bekämpfen.

Diese Phasen sind jedoch stark vereinfacht, der tatsächliche Konjunkturverlauf ist komplexer.

2.1.2 Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland

In der realen Welt verläuft die wirtschaftliche Entwicklung oft nicht so linear und idealtypisch wie oben beschrieben. Deutschland, wie viele andere entwickelte Volkswirtschaften, hat in den letzten Jahrzehnten mehrere wirtschaftliche Zyklen durchlaufen. Hier ist ein vereinfachter Vergleich:

Aufschwung (Expansion): Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten mehrere Aufschwungsphasen erlebt, in denen die Wirtschaft gewachsen ist, die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist und die Exporte stark zugenommen haben. - Beispiele: 2004-2007, 2010-2011, 2014-2017

Hochkonjunktur (Boom): Deutschland hat in Boomphasen starke Exporte verzeichnet, vor allem im Bereich des Maschinenbaus und der Automobilindustrie. Dies hat zu höheren Unternehmensgewinnen und steigenden Löhnen geführt. - Beispiele: Deutschland hat während der 1960er Jahre und in den Jahren vor der globalen Finanzkrise 2008/2009 Boomphasen erlebt.

Abschwung (Rezession): In Phasen wirtschaftlicher Abschwächung, wie beispielsweise während der globalen Finanzkrise 2008/2009, erlebte Deutschland einen Rückgang der Exporte, eine Zunahme der Arbeitslosigkeit und eine Abnahme der Wirtschaftsleistung. * Beispiele: Deutschland erlebte eine Rezession während der globalen Finanzkrise von 2008/2009 und aufgrund der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020.

Tiefpunkt (Depression / anhaltende Rezession / Stagnation): Deutschland hat in der neueren Geschichte keine klassische Depression erlebt, wie sie z. B. mit der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre verbunden wird. Jedoch befindet sich die deutsche Wirtschaft seit einiger Zeit in einer ungewöhnlich langen Phase wirtschaftlicher Schwäche, die Merkmale einer anhaltenden Rezession oder Stagnation aufweist.

  • Die Wirtschaftsleistung (BIP) ist 2023 real um 0,3 % geschrumpft und 2024 erneut rückläufig gewesen. Auch für 2025 wird nur ein sehr schwaches Wachstum oder weiteres Schrumpfen erwartet.

  • Besonders betroffen sind die Industrie (z. B. Maschinenbau, Chemie, Automobil), das Baugewerbe sowie der private Konsum – viele Menschen sind zurückhaltend beim Ausgeben.

  • Die Arbeitslosigkeit ist leicht gestiegen, während gleichzeitig ein hoher Fachkräftemangel besteht – ein ungewöhnlicher Gegensatz.

  • Ursachen sind u. a. hohe Energiepreise, geopolitische Unsicherheit (z. B. Ukrainekrieg), Fachkräftemangel, Digitalisierungslücken und schwache Investitionsbereitschaft.

  • Wirtschaftsverbände wie Gesamtmetall sprechen bereits von der längsten Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bundesrepublik.

  • Anders als in einer klassischen Depression bricht die Wirtschaft aber nicht vollständig ein, sondern wächst kaum oder gar nicht – man spricht deshalb auch von „struktureller Wachstumsschwäche“ oder „Wachstumsflaute“.

Fazit: Derzeit erlebt Deutschland keinen völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch, aber eine anhaltende wirtschaftliche Schwächephase, die ernst genommen werden muss. Im Modell des Konjunkturzyklus befindet sich Deutschland aktuell zwischen Abschwung und Tiefphase, mit ungewissem Weg zur Erholung.

2.2.2 Konjunkturindikatoren

Konjunkturindikatoren sind statistische Daten oder Informationen, die dazu verwendet werden, die aktuelle wirtschaftliche Lage und zukünftige Entwicklungen in einer Volkswirtschaft zu bewerten.

  1. Frühindikatoren (Leading Indicators): sind Kennzahlen oder Daten, die Veränderungen in der Wirtschaft vorhersagen können, bevor sie tatsächlich eintreten. Beispiele: Auftragseingänge in der Industrie, Veränderungen bei den Arbeitslosenzahlen, Aktienmarktentwicklungen und Veränderungen in den Zinssätzen der Zentralbank.


  2. Gegenwartsindikatoren (Coincident Indicators): geben Informationen über die aktuelle wirtschaftliche Lage und Aktivität. Beispiele: das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Industrieproduktion, die Arbeitslosenquote und der Verbrauchervertrauensindex.


  3. Spätindikatoren (Lagging Indicators): sind Daten, die erst einige Zeit nach dem Eintritt einer wirtschaftlichen Veränderung verfügbar werden und die Veränderung bestätigen oder messen. Beispiele: die Inflationsrate, die Langzeitarbeitslosenquote und die Verschuldung der Verbraucher.

Es ist wichtig zu beachten, dass keine einzelne Kennzahl allein ausreicht, um die wirtschaftliche Situation vollständig zu verstehen. Stattdessen werden diese Indikatoren in der Regel zusammen betrachtet, um ein umfassendes Bild der Wirtschaft zu erhalten.

Aufgaben

  1. Zeichne einen idealtypischen Konjunkturverlauf und kennzeichne die einzelnen Phasen. Hinweis: Bitte vergiss nicht… die Achsenbezeichnungen: x-Achse = Zeit, y-Achse = BIP die genaue Kennzeichnung der einzelnen Phasen die Beschriftung der einzelnen Phasen

  2. Vergleiche den Konjunkturverlauf mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland.

  3. Ergänze die folgende Tabelle:

AufschwungHochkonjunkturAbschwungTiefstand
ExpansionBoom
Preise/ Einkommensteigendhochsinkendtief
Nachfrage/ Produktion
Investitionsbereitschaft
Arbeitslosenzahl
  1. Wodurch wird die Wirtschaft während einer Hochkonjunktur (Boom) am stärksten belastet?

  2. Wodurch wird eine Wirtschaft während einer Depression (Tiefstand) am stärksten belastet?

  3. Welche der folgenden Aussagen stimmen?
    a) In der Rezession erhöhen die Unternehmen die Produktion besonders, damit sie die gestiegene Nachfrage zufrieden stellen können.
    b) Eine Expansion liegt vor, wenn sich die Auftragseingänge der Wirtschaft erhöhen sowie Beschäftigung, Investitionen und Preise steigen.
    c) Die geringste wirtschaftliche Tätigkeit ist während einer Depression.
    d) Bei einer Rezession gehen die Aufträge zurück, die Unternehmen verringern ihre Investitionen und die Arbeitslosikeit nimmt zu.
    e) Währende der Hochkonjunktur gibt es sehr viele Arbeitslose.
    f) Während einer Depression und einer Expansion gehen die Steuereinnahmen des Staates zurück.



2.3 Wirtschaftswachstum und negative Wachstumsaspekte

Das Wirtschaftswachstum ist ein zentrales Konzept in der Wirtschaft und bezieht sich auf die Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Produktion einer Volkswirtschaft über einen bestimmten Zeitraum. Es wird als prozentuale Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemessen.

Wiederholung: Das BIP ist die Gesamtheit aller in einer Volkswirtschaft produzierten Güter und Dienstleistungen in einem einem Jahr.

2.3.1 Ökologische, soziale und ökonomische Probleme

Info

Ökonomie: Wirtschaftswissenschaft Ökologie: Wissenschaft von den Beziehungen der Lebenden zu ihrer Umwelt (Erhaltung einer lebenswerten Umwelt)*

Es gibt verschiedene negative Wachstumsaspekte, die im Zusammenhang mit verschiedenen wirtschaftlichen Faktoren stehen. Hier sind einige der wichtigsten Aspekte, die berücksichtigt werden sollten:

  1. Konsum:

    • Übermäßiger Konsum und Verschwendung können negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Ressourcen haben.
    • Wenn der Konsum auf Kredit finanziert wird, kann dies zu Schuldenproblemen führen und die finanzielle Stabilität gefährden.
  2. Arbeit:

    • Arbeitsplatzverluste können auftreten, wenn Unternehmen Automatisierung und Technologie nutzen, um die Produktion zu steigern. Dies kann zu Arbeitslosigkeit und sozialen Herausforderungen führen.
    • Arbeitnehmer können in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten, ohne angemessene soziale Sicherheit und Arbeitsrechte.
  3. Technischer Fortschritt:

    • Technischer Fortschritt kann Arbeitsplätze überflüssig machen und die Einkommensungleichheit erhöhen, wenn bestimmte Fähigkeiten und Qualifikationen gefragter sind als andere.
    • Die rasche Verbreitung neuer Technologien kann zu Datenschutzproblemen und ethischen Bedenken führen.
    • Abhängigkeit von Technik nimmt zu
    • Entstehung psychischer Probleme beim Gebrauch von Social Media
    • Ausbeutung von Ressourcen
  4. Umwelt:

    • Wirtschaftswachstum kann mit Umweltauswirkungen einhergehen, wie z.B. erhöhtem Ressourcenverbrauch, Umweltverschmutzung und Klimawandel.
    • Übermäßiges Wachstum kann die natürlichen Ressourcen erschöpfen und Ökosysteme gefährden.
  5. Ungleichheit:

    • Während Wirtschaftswachstum das Gesamteinkommen erhöhen kann, profitieren nicht immer alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen davon. Dies kann die Einkommens- und Vermögensungleichheit erhöhen.
    • Die Konzentration von Reichtum in den Händen weniger kann soziale Spannungen und Unzufriedenheit verstärken.
    • Durch Arbeitsplatzverlust nimmt die Ungleichheit zu
  6. Entwicklung:

    • Wirtschaftswachstum in entwickelten Ländern kann zu einem höheren Verbrauch von Ressourcen führen und Entwicklungsländern den Zugang zu diesen Ressourcen erschweren.
    • Die Auswirkungen des globalen Wirtschaftswachstums auf Entwicklungsländer können komplex sein und sowohl Chancen als auch Herausforderungen bieten.

Grenzen des Wachstums

Quantitatives Wachstum: rein zahlenmäßiges Wachstum Grenzen:

  • Abbau von Rohstoff- und Energiequellen (Gegenmaßnahme: alternative Energien)
  • Abfallproblematik (Gegenmaßnahme: z.B. Recycling)
  • Erwerbstätigenzahl
  • volkswirtschaftliche Kapazität
  • Zerstörung der Umwelt

Qualitatives Wachstum: Wachstum bei gleichzeitiger Förderung qualitativer Ziele (z.B. Beachtung des Umweltschutzes)

  • Alternative Energien
  • Recycling
  • verkehrspolitische Maßnahmen
  • Nachverdichtung statt Neuerschließung

Aufgaben

Aufgabe 1: Nenne zwei ökologische Probleme, die mit wirtschaftlichem Wachstum verbunden sein können.

Aufgabe 2: Was versteht man unter „quantitativem Wachstum“? Nenne ein konkretes Beispiel.

Aufgabe 3: Warum kann technischer Fortschritt zu sozialer Ungleichheit führen?

Aufgabe 4: Erkläre den Unterschied zwischen quantitativem und qualitativem Wachstum.

Aufgabe 5: Nenne zwei Maßnahmen, die dazu beitragen können, die negativen Folgen quantitativen Wachstums zu mindern, und ordne sie dem qualitativen Wachstum zu.

Aufgabe 6: Welche Aussagen über die Probleme von Wirtschaftswachstum sind korrekt?

A) Wirtschaftswachstum sorgt immer für mehr Arbeitsplätze.
B) Übermäßiger Konsum kann Ressourcen erschöpfen und Schulden fördern.
C) Technischer Fortschritt führt automatisch zu besserem Umweltschutz.
D) Qualitatives Wachstum bedeutet auch die Förderung sozialer Ziele.
E) Wirtschaftswachstum reduziert immer die Ungleichheit in einer Gesellschaft.

Aufgabe 7: Welche Gefahren sind, eurer Meinung nach, mit dem quantitativen Wachstum verbunden? Zwei Gesichtspunkte (Gesichtspunkt = Blickwinkel, Aspekt, unter dem eine Sache betrachtet werden kann).

Aufgabe 8: Nennt verschiedene Maßnahmen, die die Gefahr des quantitativen Wachstums mindern.

Aufgabe 9: Wir wirken Umweltschutzmaßnahmen auf das quantitative Wachstum?


2.4 Alternativen zur Wachstumstheorie

Es gibt verschiedene alternative Ansätze zur traditionellen Wachstumstheorie, die die Vorstellung des ständigen, unendlichen wirtschaftlichen Wachstums in Frage stellen oder erweitern.

z.B.:

  • Degrowth = Wirtschaftswachstum aktiv reduzieren um ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zu fördern.
  • Steady-State-Economy = kein weiteres Wirtschaftswachstum, Wirtschaft soll auf einem konstanten Niveau gehalten werden
  • Gemeinwohlökonomie = Soziale Verantwortung von Unternehmen statt Gewinnmaximierung
  • Kreislaufökonomie = es werden Ressourcen in Stoffkreisläufe geführt und immer wieder verwendet.
  • Postentwicklungsansatz = Entwicklungsmodelle, die auf Selbstversorgung, sozialer Gerechtigkeit und kultureller Vielfalt beruhen
  • Postwachstumsökonomie
  • Green Growth

1. Postwachstumsökonomie

Video: Postwachstumsökonomie kurz erklärt; Quelle: Umweltsysteme und Nachhaltige Entwicklung

Postwachstumsökonomie: Ein Wirtschaftssystem, welches nicht auf Wachstum ausgerichtet ist, sondern konstant bleibt (“post” = nach hier: nach dem Wachstum)

Warum?

  • These: Das Wirtschaftswachstum hat Grenzen
  • Ökonomische Grenzen: wachsende Staatsverschuldung, wiederkehrende Wirtschaftskrisen
  • Ökologische Grenzen: Wirtschaftswachstum beruht auf der Ausbeutung der Ressourcen.Problem: Ressourcen werden zunehmend knapp, Wasserverschmutzung, Luftverschmutzung,
  • Soziale Grenzen: Menschenrechtsverletzung bei der Produktion von Gütern, die Priorisierung von Besitz schadet unserer psychischen Gesundheit

Lösungsansätze der Postwachstumsökonomie

  • Entschleunigung: Alles was Zeit, Geld und Ressourcen beansprucht aber nur einen kleinen Nutzen bringt, soll minimiert oder geteilt werden (z.B. Carsharing, Teilen von Haushalts- und Gartengeräten)
  • Selbst- und Fremdversorgung: Selbstanbau von Lebensmitteln, eigene Herstellung von Gütern
  • Regionalökonomie: Aufbau einer regionalen Wirtschaft. Vorteile: umweltfreundlich und krisenresistent (z.B. über regionale Währungen die die regionale Wirtschaft ankurbeln und stärken)
  • Verlängerung der Lebenszyklen: Dinge, die wir besitzen sollten länger benutzt werden. Grundsatz: Reparieren statt entsorgen

Die Postwachstumsökonomie ist eine Schule des Denkens, die das Streben nach ständigem Wirtschaftswachstum in Frage stellt und stattdessen eine Wirtschaftsform fördert, die auf Nachhaltigkeit, Lebensqualität und sozialer Gerechtigkeit ausgerichtet ist. Es wird argumentiert, dass endloses Wachstum auf einem begrenzten Planeten nicht nachhaltig ist und dass eine Reduzierung des materiellen Konsums und eine Umstellung auf Dienstleistungen und nicht-materielle Werte notwendig sind.

2. Green Growth

”Green Growth” (grünes Wachstum) ist ein Konzept in der Wirtschaft, das versucht, wirtschaftliches Wachstum und ökologische Nachhaltigkeit miteinander zu vereinbaren. Es zielt darauf ab, wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen, ohne die Umwelt zu schädigen oder die Ressourcen des Planeten übermäßig zu belasten. Das Konzept des grünen Wachstums beruht auf der Überzeugung, dass es möglich ist, wirtschaftlichen Wohlstand und Umweltschutz miteinander zu verknüpfen, anstatt sie als gegensätzliche Ziele zu betrachten.

Video: Green Growth: Ist Grünes Wachstum eine Illusion?; Quelle: Evergreen

Schlüsselmerkmale des Konzepts des grünen Wachstums:

  1. Nachhaltigkeit: Grünes Wachstum legt großen Wert auf die langfristige Nachhaltigkeit. Dies bedeutet, dass wirtschaftliche Aktivitäten und Ressourcennutzung so gestaltet werden sollen, dass sie die Bedürfnisse der aktuellen Generation befriedigen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden.

  2. Ressourceneffizienz: Ein zentrales Element des grünen Wachstums ist die Steigerung der Ressourceneffizienz. Dies bedeutet, mehr Wohlstand mit weniger Ressourcenverbrauch zu schaffen.

  3. Erneuerbare Energie und Technologien: Grünes Wachstum fördert die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und umweltfreundlicher Technologien, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und die Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Ressourcen zu verringern.

  4. Kreislaufwirtschaft: Das Konzept des grünen Wachstums beinhaltet oft die Förderung einer Kreislaufwirtschaft, in der Abfälle minimiert und Ressourcen wiederverwendet werden, anstatt sie zu verschwenden.

  5. Umweltschutz und Biodiversität: Grünes Wachstum setzt sich für den Schutz der Umwelt und der Artenvielfalt ein. Dies kann den Erhalt natürlicher Lebensräume und die Reduzierung der Umweltverschmutzung umfassen.

  6. Innovation und Forschung: Die Förderung von Innovation und Forschung in umweltfreundlichen Technologien und nachhaltigen Praktiken ist ein wichtiger Bestandteil des grünen Wachstums.

  7. Soziale Gerechtigkeit: Grünes Wachstum sollte auch soziale Gerechtigkeit berücksichtigen, indem es sicherstellt, dass die Vorteile des Wachstums breit geteilt werden und niemand zurückgelassen wird.

Grünes Wachstum ist eine Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels, der Umweltzerstörung und der begrenzten Ressourcen. Es soll die Vorteile des Wirtschaftswachstums nutzen, um Umweltprobleme anzugehen und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, ohne die ökologischen Grenzen zu überschreiten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Umsetzung von grünem Wachstum in der Praxis komplex sein kann und politische Maßnahmen, Investitionen und internationale Zusammenarbeit erfordert.

Aufgaben

Aufgabe 1 Was versteht man unter dem Begriff “Postwachstumsökonomie”?

Aufgabe 2 Erläutere den Unterschied zwischen Postwachstumsökonomie und Green Growth.

Aufgabe 3 Stelle ein Konzept für ein nachhaltiges Wirtschaftsprojekt vor, das sowohl den Prinzipien der Postwachstumsökonomie als auch des Green Growth entspricht.

Aufgabe 4 Untersuche die Auswirkungen von Postwachstumsökonomie auf traditionelle Wirtschaftsmodelle und -praktiken.

Aufgabe 5 Bewerte die Effektivität von Green Growth als Ansatz zur Lösung globaler Umweltprobleme. Welche Vor- und Nachteile gibt es?