Leasing als Sonderform der Finanzierung
Leasing
Beim Leasing handelt es sich um eine Art der Miete, bei der ein Unternehmen oder eine Person ein Objekt für einen bestimmten Zeitraum gegen Zahlung eines monatlichen Betrags nutzt, ohne es zu kaufen.
Operate Leasing:
Beim Operate Leasing mietet das Unternehmen das Objekt für einen bestimmten Zeitraum, der in der Regel kürzer ist als die Lebensdauer des Objekts. Am Ende des Leasingvertrags gibt das Unternehmen das Objekt einfach zurück.
Finance Leasing:
Beim Finance Leasing mietet das Unternehmen das Objekt für einen längeren Zeitraum, der oft fast der gesamten Lebensdauer des Objekts entspricht. Am Ende des Leasingvertrags hat das Unternehmen oft die Möglichkeit, das Objekt zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen.
Beispiel
Einfaches Zahlenbeispiel zum Vergleich von Kreditfinanzierung und Leasing für den Kauf einer Maschine:
Kreditfinanzierung:
- Kaufpreis der Maschine: 100.000 Euro
- Zinssatz für den Kredit: 6% pro Jahr
- Laufzeit des Kredits: 5 Jahre
Zinskosten für den Kredit über 5 Jahre:
Gesamtkosten (Kaufpreis + Zinskosten) für den Kredit über 5 Jahre:
Leasing:
- Leasingrate pro Jahr: 30.000 Euro
- Laufzeit des Leasingvertrags: 5 Jahre
Gesamtkosten für das Leasing über 5 Jahre:
Vergleich:
Kreditfinanzierung Leasing Gesamtkosten 130.000 Euro 150.000 Euro In diesem Beispiel sind die Gesamtkosten für das Leasing höher als die Gesamtkosten für die Kreditfinanzierung.
Ob sich Leasing anstelle eines Kreditkaufs lohnt, darf nicht allein aufgrund des Ausgabenvergleichs entschieden werden. Hier würde das Leasing meistens schlecher abschneiden, weil der Leasingnehmer innerhalb der Grundmietzeit etwa 120-150 % der Anschaffungskosten zahlt.
Der Grund für die hohe Aufwandsbelastung beim Leasing liegt in den Finanzierungskosten, die in die Leasingrate eingerechnet sind. Sie umfassen:
- den Abschreibungsbetrag (die Anschaffungkosten werden auf die Laufzeit verteilt)
- die Verzinsung (das vom Leasinggeber investierte Kapital muss sich verzinsen)
- eine Risikoprämie (z.B. für schnelles Veralten)
- die sonstigen Verwaltungs- und Vertriebskosten (einschließlich der laufenden Servicekosten)
- den Gewinnzuschlag
Beispiel:
Die Backfein GmbH beabsichtigt, ihren Maschinenpark um einen Backautomaten zu erweitern. Nach den Angaben des Herstellers betragen die Anschaffungskosten 480.000 Euro. Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer wird mit 6 Jahren angegeben.
Da die Backfein GmbH gerade erst die Produktionshalle erweitert hat, ist eine Finanzierung mit eigenen Finanzmitteln nicht möglich. Das Unternehmen hat zwei Finanzierungsalternativen:
Leasingangebot vom Hersteller Bei einer Grundmietzeit von 4 Jahren betragen die Leasingraten 135.000 Euro pro Jahr. Im Falle einer Vertragsverlängerung sinkt die Rate auf 80.000 Euro.
Kreditangebot der Hausbank Ratentilgungsdarlehen mit 5 Jahren Laufzeit über 500.000 Euro, Auszahlung 96 %, Nominalzinssatz 7,5 %.
Aufgabe: Vergleichen Sie beide Angebote unter den Gesichtspunkt der Liquiditätsbelastung.
Lösung
1. Leasing
Jahr Mittelabflüsse 1 135.000 2 135.000 3 135.000 4 135.000 5 80.000 6 80.000 Summe 700.000 2. Kreditfinanzierung
Mittelabflüsse (= tatsächliche Zahlungen an die Bank) = Tilgung + Zinsen
Jahr Restdarlehen Tilgung Zinsen Mittelabflüsse 1 500.000 100.000 37.500 137.500 2 400.000 100.000 30.000 130.000 3 300.000 100.000 22.500 122.500 4 200.000 100.000 15.000 115.000 5 100.000 100.000 7.500 107.500 6 0 0 0 0 Summe 500.000 112.500 612.500 Ergebnis: Die Kreditfinanzierung ist rechnerisch hinsichtlich der Liquiditätsbelastung günstiger.
Zusammenfassung
Leasingverträge sind miet- oder pachtähnliche Verträge, die die Nutzung eines Leasingobjekts ermöglichen, ohne die Anschaffungskosten finanzierung zu müssen. Als Gegenleistung zahlt der Leasingnehmer die vereinbarten Leasingraten.
Unter dem Gesichtspunkt der Dauer der Leasingzeit unterscheidet man in Operate-Leasing und Finance-Leasing.
Das Leasing hat den Vorteil, dass der Leasingnehmer keine finanziellen Mittel für den Kauf der Leasinggüter aufbringen muss. Außerdem übernehmen die Leasinggeber in aller Regel die Wartung der Leasinggüter. Beim Operate-Leasing ist von besonderem Vorteil, dass bei Anlagen, die einer schnellen technischen Entwicklung unterliegen, der Leasingvertrag gekündigt werden und eine neue Anlage geleast werden kann.
Der Nachteil des Leasings besteht darin, dass die Kosten sehr hoch sind. Besonders beim Finance-Leasing kann dies ein empfindlicher Nachteil sein, weil der Leasingnehmer während der Grundleasingzeit nicht kündigen kann (z.B. bei Auftragsrückgängen). Liquiditätsschwierigkeiten können die Folge sein. Geleaste Güter stehen auch nicht als Kreditsicherheiten zur Verfügung.
Aufgabe 1
Eine Möglichkeit, die Anschaffung eines Geschäftswagens zu finanzieren, bietet das Leasing.
1.1 Beschreiben Sie den Grundgedanken des Leasings.
1.2 Definieren Sie den Begriff Leasing.
1.3 Erklären Sie den Satz: “Stecken Sie Ihr Kapital ins Geschäft und nicht in den Geschäftswagen.""Leasing hilft Kosten sparen” - so lautet häufig die Werbung der Leasinggesellschaften. Prüfen Sie diese Aussage.
”Leasing schont Ihre Liquidität” - ein anderer Werbespruch. Erklären Sie, inwiefern diese Aussage zutreffend ist.
Nennen Sie zwei wichtige Vorteile und Nachteile der Leasingfinanzierung aus der Sicht des Leasingnehmers.
Lösung Aufgabe 1
1.1 Der Grundgedanke des Leasings liegt darin, dass der Leasingnehmer keine finanziellen Mittel für den Kauf der Leasinggüter aufbringen muss. Der Leasingnehmer mietet/pachtet die Anlagegüter. 1.2 Unter Leasing versteht man das Mieten oder Pachten von Anlagegütern gegen Entgelt. 1.3 Es ist gemeint, dass freie Finanzmittel zur Kapazitätsausweitung des Unternehmens verwendet werden sollten und nicht zum Kauf der Geschäftswagen. Diese können nämlich geleast werden.
Diese Aussage stimmt in der Regel nicht, weil die Zinskosten bei einer Geldmittelfinanzierung im Allgemeinen niedriger sind als die Leasingkosten.
In der Regel stimmt diese Aussage, denn der Leasingnehmer braucht den Anschaffungswert des geleasten Wirtschaftsguts nicht zu finanzieren.
Vorteile/Nachteile aus der Sicht des Leasingnehmers
Vorteile Nachteile Aufbau, Erweiterung, Rationalisierung eines Betriebs können ohne großen Geldkapitalbedarf durchgeführt werden. Die Leasingkosten sind hoch, denn die Gesamtkosten des Leasinggebers müssen in relativ kurzer Zeit aufgebracht werden. Das eingesparte Geldkapital kann anderweitig rentabler eingesetzt werden. Die Kosten fall regelmäßig an, so dass es unter Umständen zu Liquiditätsschwierigkeiten kommen kann, wenn die Zahlungen aus Verkäufen nicht rechtzeitig eingehen. Da mit der Nutzung Erträge anfallen, können die Kosten aus dem laufenden Ertrag bezahlt werden. Eigentum an dem Investitionsgut wird nicht erworben. Deshalb darf der Leasinggegenstand vom Leasingnehmer ohne Zustimmung des Leasinggebers auch nicht verändert werden. Schnelle Anpassung an den technischen Fortschritt ist beim kurzfristigen Leasing möglich. Das Fehlen von Anlagevermögen mindert die Möglichkeit einer eventuell später notwendig werdenden Kreditsicherung. Leasing schafft klare Kalkulationsgrundlagen. Ausschluss der Kündigung des Leasingnehmers während der Grundmietzeit
Aufgabe 2
Bei der Lars Biller KG ist letzte Woche eine alte Maschine endgültig ausgefallen. Eine moderne Ersatzmaschine kostet 96.000 Euro und hat eine Nutzungsdauer von 8 Jahren.
Das Unternehmen hat infolge hoher sonstiger Investitionen mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen. Für die Lars Biller KG kommt daher nur die Finanzierungsalternative mit der geringeren Liquiditätsbelastung infrage.
Bankkredit: Laufzeit 8 Jahre; Auszahlung 100 %, Zinssatz 9,5 %, Tilgung in gleichen Raten am Jahresende.
Leasing: Grundmietzeit 5 Jahre, Leasingrate 25.000 Euro/Jahr, Anschlussleasing mit einer jährlichen Leasingrate von 10.000 Euro möglich.
Aufgaben
Stellen Sie die beiden Finanzierungsalternativen hinsichtlich ihrer Liquiditätsbelastung tabellarisch gegenüber. Begründen Sie, zu welcher Finanzierungsart Sie der Lars Biller KG raten.
Begründen Sie, ob die Lars Biller KG eventuell mit ihrer Bank wegen eines Fälligkeitsdarlehens verhandeln sollte.
Lösung Aufgabe 2
1. Liquiditätsbelastung durch das Ratendarlehen
Jahr Darlehen am
JahresanfangTilgung Zinsen Liquiditäts-
belastung1 96.000 12.000 9.120 21120 2 84.000 12.000 7.980 19980 3 72.000 12.000 6.840 18840 4 60.000 12.000 5.700 17700 5 48.000 12.000 4.560 16500 6 36.000 12.000 3.420 15420 7 24.000 12.000 2.280 14280 8 12.000 12.000 1.140 13140 Summe 96.000 41040 137040 Liquiditätsbelastung durch das Leasing
Jahr Leasingrate
= Liquiditätsbelastung1 25.000 2 25.000 3 25.000 4 25.000 5 25.000 6 10.000 7 10.000 8 10.000 Summe 155.000 Ergebnis: Die Lars Biller KG sollte sich für den Bankkredit entscheiden, da er zur geringeren Liquiditätsbelastung führt.
2. Liquiditätsbelastung durch das Fälligkeitsdarlehen
Jahr Darlehen
am JahresanfangTilgung Darlehen
am JahresendeZinsen Mittelabfluss 1 96.000 0 96.000 9.120 9120 2 96.000 0 96.000 9.120 9120 3 96.000 0 96.000 9.120 9120 4 96.000 0 96.000 9.120 9120 5 96.000 0 96.000 9.120 9120 6 96.000 0 96.000 9.120 9120 7 96.000 0 96.000 9.120 9120 8 96.000 96.000 0 9.120 105.120 Summe 96.000 72.960 168.960 Ergebnis: Bei dieser Darlehensart ist das Leasing günstiger. Zum Fälligkeitsdarlehen kann der Lars Biller KG nur dann geraten werden, wenn der Liquiditätsengpass vorübergehend ist, da beim Fälligkeitsdarlehen am Ende der Laufzeit eine sehr hohe Liquiditätsbelastung auf die KG zukommt.
Factoring
Factoring bedeutet, dass der Gläubiger einer Schuld seine Forderung (= noch nicht bezahlte Rechnung) unmittelbar durchsetzen kann. Hierzu wendet er sich an einen Factoring-Anbieter, an den er die offene Forderung verkauft. Weil die offene Rechnung unmittelbar beglichen wird, führt das Factoring für den Gläubiger dazu, dass er seine Liquidität unmittelbar erhöht.

Quelle für folgende Inhalte: BWL-Lexikon
Das Factoring ist in der Wirtschaft ein gängiges Mittel, mit dem sich der Gläubiger einer Forderung vor einem endgültigen Zahlungsausfall schützen kann. Muss der Verkäufer einer Ware oder der Erbringer einer Dienstleistung zu lange auf die Begleichung einer offenstehenden Rechnung warten, kann seine eigene Liquidität in Gefahr geraten. Beauftragt der Gläubiger dagegen ein Factoring-Unternehmen, kann er den finanziellen Engpass in seinem Unternehmen wirksam verhindern. Denn durch den Verkauf erhält der Gläubiger sofort Geld und wird wieder liquide.
Das Factoring-Unternehmen tritt in die Rechtsstellung des Gläubigers ein. Es macht die Forderung gegen den Schuldner geltend. Das Factoring-Unternehmen verdient an den Zinsen und Gebühren, die es bei dem Kauf der Forderung von dem Erstattungsbetrag abzieht. Der Gläubiger muss demnach einkalkulieren, dass seine Forderung nicht zu 100 % erfüllt wird.
Das Factoring ist besonders bedeutsam für Existenzgründer und jene Betriebe, die zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) gerechnet werden. Denn mangels einer soliden Liquidität besteht gerade hier ein großer Bedarf offenstehende Forderungen unmittelbar durchsetzen zu können. Dies ist möglich, wenn ein Factoring-Unternehmen eingeschaltet wird.
Nach Angabe des Deutschen Factoring-Verbandes machen von der Möglichkeit des Factorings Unternehmen in der Dienstleistungsbranche weniger Gebrauch als z. B. Handelsunternehmen oder Betriebe in der Ernährungsbranche.
Mit dem Factoring sind die folgenden Vor- und Nachteile verbunden:
Vorteile:
- Der Gläubiger kann seine Liquidität unmittelbar steigern.
- Der Gläubiger kann seine eigenen Investitionen zuverlässiger planen. Er ist nicht auf die Aufnahme von Fremdkapital angewiesen.
- Die Buchhaltung des Rechnungsstellers kann sich auf die eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Nach der Abtretung wird das komplette Forderungsmanagement von dem Factor übernommen.
Nachteile:
- Mit den Zinsen und Gebühren, die der Factor als Provision berechnet, muss der Gläubiger höhere Kosten in seiner Kostenrechnung veranschlagen.
- Die Beauftragung eines Factors wirkt sich negativ auf das eigene Unternehmens-Image aus, weil bekannt wird, dass man dringend auf Geld angewiesen ist.
Hinweis: Die Begriffe Factoring und Inkasso können nicht synonym verwendet werden. In beiden Fällen wird ein drittes Unternehmen mit dem Forderungseinzug beauftragt. Ein Inkasso-Unternehmen darf aber erst tätig werden, wenn der Schuldner in Zahlungsverzug geraten ist. Dies ist der Fall, wenn die Zahlungsfrist abgelaufen ist oder der Gläubiger die erste Mahnung verschickt hat. Die Beauftragung eines Factors ist dagegen direkt nach der Rechnungsstellung möglich.